Hilfsorganisationen im Rhein-Sieg-Kreis im Dauereinsatz

Die schweren Starkregenfälle von Mittwoch sorgen für einen weiter anhaltenden Dauereinsatz aller Katastrophenschutzeinheiten im Kreisgebiet und darüber hinaus. Das DRK Siebengebirge unterstützt dabei bei zahlreichen Aufgaben im Betreuungsdienst, bei den Evakuierungen, im Einsatzführungsdienst und im Bereich des Rettungsdienstes.

Seit Mittwoch sind über 30 HelferInnen aus dem DRK Siebengebirge wechselnd im Einsatz. Dazu kommen noch einige Kräfte aus dem DRK-Führungsdienst und dem Kreisverband, die sich regelmäßig im Lagezentrum in der Bad Honnefer K-Schutzunterkunft befinden und von dort aus die Einsatzkräfte und -stellen im gesamten Kreisgebiet koordieren.

Nachfolgend eine Chronik der bis jetzt erfolgten Einsätze und Lagen. Dieser Artikel wird regelmäßig aktualisiert, Bilder folgen...

Nachdem der Starkregen gegen 18:00 für eine allgemeine Anspannung der Situation in vielen Gemeinden, des Rhein-Sieg-Kreises sorgte, begab sich der Leitungsdienst des DRK Siebengebirge vorsorglich ins Katastrophenschutzzentrum in Bad Honnef. Dort wurde schnell klar, dass die Feuerwehren im ganzen Kreisgebiet über längere Zeit mit hohen Einsatzzahlen zu rechnen haben. Daraufhin wurde die Verpflegungseinheit des DRK Siebengebirge alarmiert, um die Feuerwehrkräfte mit Getränken und Verpflegung zu unterstützen. Insgesamt wurden, zusammen mit dem DRK Troisdorf, bis ca. 23:00 Uhr über 200 Portionen Schnitzelbrötchen und Getränke an die Feuerwehren im rechtsrheinischen Kreisgebiet ausgeliefert.

Schnell wurde aber auch deutlich, dass das linksrheinische Kreisgebiet weitaus schwerer betroffen war; Dort waren in vielen Ortschaften die Straßen unpassierbar, weitreichend waren Stromversorgung, Mobilfunknetz und Behördenfunk ausgefallen bzw. überlastet. Ganze Ortsteile mussten evakuiert werden und die rettungsdienstliche Versorgung war aufgrund der Schäden an der Infrastruktur stark eingeschränkt. Daraufhin wurde sofort ein Krankenwagen aus Bad Honnef mit qualifiziertem Personal nach Rheinbach ausgesendet, um den dortigen Rettungsdienst zu unterstützen. Des Weiteren wurde die Bad Honnefer Betreuungsdienstgruppe alarmiert, um bei den Evakuierungsmaßnahmen zu helfen und provisorische Sammel- und Anlaufstellen zu errichten.

Außerdem entschied man sich, das Lagezentrum des DRK Führungsdienstes Rhein-Sieg nach Bad Honnef zu verlegen. Dort war der Starkregen noch am geringsten ausgefallen, sodass die Infrastruktur im Katastrophenschutzzentrum nicht gefährdet war.

Nachdem die Betreuungs- und Rettungskräfte aus der Nacht bis teilweise in die Mittagsstunden unermüdlich im Einsatz waren, wurden im Hintergrund bereits weitere HelferInnen aktiviert, die diese Kräfte dann am Mittag auslösen konnten. Weiterhin waren im Bereich Rheinbach, Swisttal und Heimerzheim insgesamt drei große Betreuungsstellen im Betrieb, die zeitweise bis zu 1500 Menschen betreuen mussten, die in der Nacht plötzlich ihre Wohnungen und Häuser verlassen mussten. Hier lag die Priorität in der Versorgung mit Getränken, Kleidung und Hygienematerial sowie mit Medikamenten. Für den Betrieb dieser Betreuungsstellen sind bis heute die Einsatzkräfte von DRK, Maltesern und der Johanniter Unfallhilfe in Zusammenarbeit mit Feuerwehren und Polizei zuständig

Auch das Lagezentrum des DRK Führungsdienstes ist weiterhin in Bad Honnef in Betrieb. Dort laufen alle Fäden der DRK-Kräfte zusammen und es wird ein stets aktuelles Lagebild und eine Übersicht aller Einsatzkräfte geführt. Die Lage ist weiter kritisch, da immer noch nicht klar ist, ob die Dammmauer der Steinbachtalsperre den Wassermassen standhält.

Die drei Betreuungsstellen werden weiterhin aufrechterhalten. Mittlerweile ist ein Schichtsystem etabliert, so dass die Einsatzkräfte dort alle 12 Stunden rotieren und ausgelöst werden können.

Weiterhin ist immer noch der Strom sowie Telefon- und Mobilfunknetz in vielen linksrheinischen Gemeinden ausgefallen. Daher werden Einsatzkräfte mit Fahrzeugen an strategischen Punkten in diesen Ortsteilen aufgestellt, damit Bürger die Möglichkeit haben einen Kontakt zu Rettungskräften herzustellen. Diese Notrufe werden dann von den Kräften vor Ort über Funk an die Leitstellen weitergegeben.

Um das durch diese außergewöhnliche Lage stark beanspruchte Digitalfunknetz zu entlasten, wird teilweise auf die „alte“ Analogfunktechnik zurückgegriffen.

Um auch bei Ausfällen die Erreichbarkeit der Führungsstelle des DRK Rhein-Sieg zu gewährleisten, wurde im Katastrophenschutzzentrum Bad Honnef kurzfristig mit Lichtmast eine Antenne auf dem Dach installiert. Ein besonderer Dank geht hier an den lokalen Amateur-Radio-Club, von dem uns ein Mitglied schnell und unbürokratisch eine leistungsstarke Antenne zur Verfügung gestellt hat und uns bei der Installation unterstützt hat.

Die drei Betreuungsstellen leeren sich allmählich. Durch die unbürokratischen Angebote einiger Hotel- und Tagungsstätten war es möglich, fast alle Betroffenen aus den Anlaufstellen in mittelfristigen Individualquartieren unterzubringen. Die verbleibenden Betroffenen werden alle in die Betreuungsstelle in der Glasfachschule Rheinbach gebracht und die anderen beiden Einrichtungen werden geschlossen.

Am Nachmittag dann eine weitere Hiobsbotschaft; nach Begutachtung durch Fachkräfte kann ein Dammbruch der Steinbachtalsperre nicht ausgeschlossen werden. Die direkt betroffenen Ortsteile Nieder- und Oberdrees müssen nun auch evakuiert werden. Abermals sendet das DRK Siebengebirge einen Krankenwagen aus, um den örtlichen Rettungsdienst bei dem Transport von immobilen Menschen zu helfen. Außerdem wurde auch unsere Betreuungsgruppe nun wieder in den Voralarm gesetzt, falls bei den Evakuierungsmaßnahmen noch weitere Einsatzkräfte nötig werden sollten.

Aktuell befinden sich die Einsatzkräfte des DRK in der Ruhephase. Den Betreib der Betreuungsstelle übernehmen die KollegInnen des Malteser Hilfsdienstes.

Ein erneuter Einsatz der Betreuungskräfte des DRK ist für die Nachtschicht heute geplant. Zur Zeit befinden sich rund 130 Betroffene und teils pflegebedürftige Personen in der Betreuungsstelle

Das Lagezenrum in Bad Honnef ist weiterhin im Präsenzdienst in Betrieb, um auf eventuelle Veränderungen oder neue Lagen schnell reagieren zu können

Die Evakuierung der Ortsteile Rheinbach Nieder- und Oberdrees wurde am Morgen aufgehoben. Dadurch konnten einige Betroffene aus der Betreuungsstelle wieder in ihre Häuser und Wohnungen zurückkehren. Nach den Rückführungen verbleiben noch rund 60 zu betreuende Personen in der Notunterkunft in der Glasfachschule Rheinbach. Diese werden nach aktuellem Stand auch noch bis mindestens morgen zu versorgen sein, da einige Pflegeeinrichtungen noch nicht wieder aufnahmebereit sind. Das DRK Siebengebirge ist mit Sanitäts- und Betreuungspersonal im Tagdienst vor Ort und hilft bei der Versorgung der Betroffenen.

Das Personal der DRK Führungsstelle in Bad Honnef wurde auf vier Führungskräfte reduziert. Weitere KollegInnen bleiben aber in Bereitschaft, um bei eventuellen Lageänderungen den Betrieb in kürzester Zeit wieder hochfahren zu können.